Linguistique de l’écrit

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Livre | Chapitre

215317

Die Einheit der Differenz

Georg Simmel und Ernst Troeltsch als Religionssoziologen

Klaus Lichtblau

pp. 141-152

Résumé

Ähnlich wie die Kultursoziologie hat auch die Religionssoziologie in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance erfahren. In beiden Fällen findet dabei neben der Klärung der theoretischen und methodologischen Grundlagen der gegenwärtigen Forschung auf diesen Gebieten zugleich eine kritische Bestandsaufnahme der jeweiligen fachgeschichtlichen Tradition zwecks Etablierung eines gewissen intellektuellen Anspruchsniveaus sowie der Sicherstellung der eigenen interdisziplinären Anschlußfähigkeit im Konzert der historischen Kulturwissenschaften statt. In diesem Zusammenhang sind auch zwei 1998 veröffentlichte Dissertationen zu sehen, die sich um eine Rekonstruktion des religionssoziologischen Beitrages von Georg Simmel und Ernst Troeltsch bemühen. Auffallend an diesen beiden Publikationen ist nicht nur die hohe fachliche Versiertheit ihrer beiden Autoren, sondern auch deren dezidiert wissenschafts- und ideengeschichtliche Herangehensweise, die von einer gewissen Unbefangenheit gegenüber der sich inzwischen fast ausschließlich als ‚Gegenwartswissenschaft" verstehenden soziologischen Profession zeugt. Konsequenterweise sind denn auch beide Arbeiten im engen Kontext zweier bedeutender Klassiker-Editionen entstanden. Die Bielefelder Dissertation von Volkhard Krech ist nämlich im Umkreis der inzwischen kurz vor dem Abschluß stehenden Georg-Simmel-Gesamtausgabe angesiedelt, während die Dissertation von Friedemann Voigt von den langjährigen Bemühungen von Trutz Rendtorff und Friedrich Wilhelm Graf profitiert hat, eine historisch-kritische Gesamtausgabe der Schriften von Ernst Troeltsch in Angriff zu nehmen, von der inzwischen bereits die ersten Bände erschienen sind. Während sich Krech dabei um eine Rekonstruktion der ‚impliziten" Religionssoziologie in Simmels Werk bemüht, wird dessen religionssoziologisches Potential bei Voigt dagegen primär aus dem Blickwinkel der Simmel-Rezeption von Ernst Troeltsch freigelegt. Inhaltlich überschneiden sich die Arbeiten zum Teil, weshalb im Folgenden die mit einer immanenten Rekonstruktion von Simmels Religionsverständnis verbundenen Probleme primär am Beispiel der Arbeit von Krech aufgezeigt werden, während anschließend Ernst Troeltsch als Leser Georg Simmels anhand der gleichnamigen Untersuchung von Voigt vorgestellt wird. Diese Vorgehensweise rechtfertigt sich auch insofern, als Voigt sich bei seiner eigenen Simmel-Deutung auf Vorveröffentlichungen von Krech stützen konnte, die ebenfalls Simmels Religionsverständnis zum Gegenstand haben.

Détails de la publication

Publié dans:

Lichtblau Klaus (2011) Die Eigenart der kultur- und sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 141-152

DOI: 10.1007/978-3-531-93235-4_8

Citation complète:

Lichtblau Klaus, 2011, Die Einheit der Differenz: Georg Simmel und Ernst Troeltsch als Religionssoziologen. In K. Lichtblau Die Eigenart der kultur- und sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung (141-152). Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.