Livre | Chapitre
Leo Strauss
Naturrecht und die Politik der Philosophie
pp. 93-129
Résumé
Im Werk von Leo Strauss gibt es, ähnlich wie bei Eric Voegelin, eine auffallende Bruchstelle. Zwischen 1936 und 1948 veröffentlichte er lediglich einige Aufsätze und Rezensionen, jedoch keine Monographie. Vor 1936 waren Arbeiten über Spinoza, Maimonides und Hobbes erschienen,57 nach 1948 schrieb Strauss, von einer Ausnahme abgese-hen,58 ausschließlich über griechische Philosophen.59 Offenbar fand in den zwölf dazwischen liegenden Jahren eine Neuorientierung statt, ein Übergang von der neuzeitlichen bzw. mittelalterlichen Philosophie zum antiken Denken. Zwar war Strauss durch seine Studien bei Jäger in Berlin und bei Heidegger in Freiburg schon früh in intensiven Kontakt mit klassischer Philosophie gekommen, seinen eigenen Weg zur Tradition fand er jedoch erst in der Auseinandersetzung mit sowohl neuzeitlicher als auch mit jüdisch-arabischer Philosophie des Mittelalters. In Strauss' Denken fließen auf diese Weise mindestens zwei heterogene Strömungen zusammen, einerseits Heideggers Dekonstruktion der Tradition, andererseits die Wiederentdeckung der Kunst des Schreibens bei den von religiöser Verfolgung bedrohten mittelalterlichen Denkern. Beide weisen in die attische Polis zurück und eröffnen einen ungewöhnlichen Zugang zu den Anfängen der politischen Philosophie.
Détails de la publication
Publié dans:
Gutschker Thomas (2002) Aristotelische Diskurse: Aristoteles in der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Stuttgart, Metzler.
Pages: 93-129
DOI: 10.1007/978-3-476-05252-0_4
Citation complète:
Gutschker Thomas, 2002, Leo Strauss: Naturrecht und die Politik der Philosophie. In T. Gutschker Aristotelische Diskurse (93-129). Stuttgart, Metzler.