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Genese und Reichweite natur- und geisteswissenschaftlicher Zeitkonstruktionen
pp. 53-82
Résumé
Im Alltag scheint die Zeit zunächst fraglos gegeben zu sein. So lange wir in der "Sphäre ständiger Anwesenheiten" (Husserl)1 leben, ist Zeit unproblematischer "Hintergrund" unserer Existenz. Zur alltäglichen Gewißheit gehört aber auch die Erfahrung, daß die Welt, in der wir sind, schon vor uns war und nach uns sein wird. Wir erfahren, so Blumenberg, die "unschlichtbare Rivalität zwischen Lebenszeit und Weltzeit" 2. Das Nicht-Gegenwärtige, Abwesende ist uns in modernen Gesellschaften nicht mehr gleichgültig, unbekannt oder gar unvorstellbar, 3 sondern wird zum Thema von Reflexionen und Diskursen. Die Existenz von Nicht-Präsentem (also von Vergangenem und Zukünftigem) führt zur Transzendenz der Lebenszeit und zur "Entdeckung" bzw. zur Erfindung von "Zeit" durch Philosophie und wissenschaftliche Theorie. "Zeit" wird als Erklärungsfaktor benötigt, sobald wir uns gedanklich aus der lebensweltlichen Sphäre der Anwesenheit entfernen. Dies gilt in besonderem Maße für die wissenschaftlichen und philosophischen Haltungen, deren Ziel es ist, die Selbstverständlichkeit der Welt in Verständlichkeit zu verwandeln.
Détails de la publication
Publié dans:
Beck Klaus (1994) Medien und die soziale Konstruktion von Zeit: Über die Vermittlung von gesellschaftlicher Zeitordnung und sozialem Zeitbewußtsein. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 53-82
DOI: 10.1007/978-3-663-10771-2_2
Citation complète:
Beck Klaus, 1994, Genese und Reichweite natur- und geisteswissenschaftlicher Zeitkonstruktionen. In K. Beck Medien und die soziale Konstruktion von Zeit (53-82). Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.