Livre | Chapitre
Die Journalisten und der Ethikbedarf
pp. 196-211
Résumé
Unter dem Blickwinkel des praktischen Journalismus wirkt die aktuelle Ethikdebatte irritierend: Auf der einen Seite wird das journalistische Individuum zum großartigen Akteur stilisiert, das selbstbestimmt handeln könne und nach Art des Rechtsanwalts oder des Arztes verbindliche Standesregeln besitzen müsse, die es bitteschön dann auch einzuhalten habe. Auf der anderen Seite wird der Journalist als kleines Rädchen im Getriebe der Medienorganisation beschrieben, das nicht selbstverantwortlich handeln und darum auch gar nicht Subjekt einer wirksamen Berufsethik sein könne; wenn schon, dann seien die Medienorganisationen die richtigen Adressaten für moralische Imperative. Von dritter Seite wird die Idee berufsspezifischer Handlungsnormen überhaupt verworfen; die im Rechtssystem verankerten Regeln und Normen seien allemal hinreichend, eine Sonderethik könnte zum Maulkorb der Pressefreiheit pervertieren.
Détails de la publication
Publié dans:
Haller Michael, Holzhey Helmut (1992) Medien-ethik: Beschreibungen, Analysen, Konzepte für den deutschsprachigen Journalismus. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 196-211
DOI: 10.1007/978-3-322-99816-3_16
Citation complète:
Haller Michael, 1992, Die Journalisten und der Ethikbedarf. In M. Haller & H. Holzhey (Hrsg.) Medien-ethik (196-211). Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.