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Argumentation und Argument (1980)
pp. 109-154
Résumé
Ziel dieses Aufsatzes ist es, einen elementaren begrifflichen Rahmen für die Untersuchung von Argumentationen zu entwickeln, auf dieser Grundlage exemplarisch eine reale Argumentation zu analysieren und einige Hinweise auf den Sinn solcher Analysen über die Untersuchung komplexer Sprachproduktion hinaus zu geben. Unter Argumentation verstehe ich eine bestimmte Art komplexer sprachlicher Handlungen. Damit sind Tätigkeiten gemeint, in denen es darauf ankommt, eine bestimmte Aufgabe sprachlich zu lösen. Einen Vortrag zu halten, ist beispielsweise eine solche komplexe sprachliche Handlung, ein Erlebnis zu erzählen, ein Zimmer zu beschreiben, ein Spiel zu erklären, über etwas zu diskutieren, eine Wegauskunft zu geben sind andere.2 Die für eine komplexe sprachliche Handlung konstitutive Aufgabe kann von einem allein gelöst werden, oder aber von mehreren gemeinsam. Demnach unterscheide ich individuelle (oder monologische) und kollektive (oder im weiten Sinne dialogische) komplexe sprachlich Handlungen. Einen Vortrag zu halten, ist im wesentlichen individuell, so ähnlich wie die Zubereitung einer Omelette surprise im wesentlichen eine individuelle komplexe Handlung ist, nur eben mit nichtsprachlicher Aufgabe; eine Diskussion zu führen, ist hingegen kollektiv, so wie ein Streichquartett zu spielen kollektiv ist. Es gibt bei dieser Unterscheidung Übergänge, und sie ist nicht so zu verstehen, daß im individuellen Fall nicht auch andere an der Interaktion teilnähmen; vielmehr kommt es darauf an, ob die Aufgabe im wesentlichen von einem oder mehreren gelöst wird.
Détails de la publication
Publié dans:
Klein Wolfgang (2015) Von den Werken der Sprache. Stuttgart, Metzler.
Pages: 109-154
DOI: 10.1007/978-3-476-05420-3_6
Citation complète:
Klein Wolfgang, 2015, Argumentation und Argument (1980). In W. Klein Von den Werken der Sprache (109-154). Stuttgart, Metzler.