Linguistique de l’écrit

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199611

Einleitung

Gerhard Kurz

pp. 1-4

Résumé

Wir deuten oder interpretieren immer. Im Alltag interpretieren wir ständig und sehr sensibel, wir interpretieren Gesichter, Gesten, Körperhaltungen, Aussehen, Kleidung, Äußerungen, die Tonlage einer Stimme, Handlungen, Bilder, Texte jeder Art. Soziologen interpretieren menschliches Handeln und Gesellschaften, Historiker historische Personen, Ereignisse und Epochen; Psychoanalytiker menschliches Bewusstsein und Verhalten, Juristen Gesetze, Testamente, Verordnungen; Theologen heilige Texte, Literaturwissenschaftler literarische Texte, Kunstwissenschaftler Bilder und Skulpturen. Jede kommunikative Handlung erfordert Interpretationen. Keine Handlung, auch wenn sie nicht kommunikativ intendiert ist, keine Situation, kein Ding entkommt der möglichen Interpretierbarkeit durch andere. Fahre ich mit dem Auto oder mit dem Fahrrad oder mit dem Bus, kann es interpretiert werden. Trage ich eine Krawatte, kann es interpretiert werden, trage ich keine, kann es ebenfalls interpretiert werden.

Détails de la publication

Publié dans:

Kurz Gerhard (2018) Hermeneutische Künste: die Praxis der Interpretation. Stuttgart, Metzler.

Pages: 1-4

DOI: 10.1007/978-3-476-04686-4_1

Citation complète:

Kurz Gerhard, 2018, Einleitung. In G. Kurz Hermeneutische Künste (1-4). Stuttgart, Metzler.