Linguistique de l’écrit

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149541

Das Vorlaufen in den Tod als Seinsverständnis

Alberto Rosales

pp. 173-179

Résumé

Zur Aufgabe steht, die vorlaufende Entschlossenheit, die das Phänomen der Eigentlichkeit des Daseins ausmacht, zu erblicken. Der Weg zu diesem Phänomen geht zuerst über eines seiner Momente, das vorlaufende Sein zum Tode. Weil in ihm ein Ganzsein des Daseins als Möglichsein liegt, wird die diesbezügliche Analyse des Seins zum Tode von der Frage nach dem Dasein als Ganzem und nach seinem Ganzsein eingeleitet. Das erlaubt Heidegger, in Auseinandersetzung mit den überlieferten Auffassungen vom Noch-nicht, von der Ganzheit und dem Ende, das daseinsmässige Möglichsein noch vor der Behandlung der Eigentlichkeit eindringlicher und konkreter zu bestimmen als das in § 31 geschehen konnte. Und das ist der Grund, warum das Sein zum Tode vor der Entschlossenheit zum Thema wird. Weil damit das Sein zum Tode noch nicht aus einer existenziell aufweisbaren Eigentlichkeit dargelegt werden kann, muss es zunächst rein existenzial bestimmt werden. Das Dasein versteht alltäglich sein Existieren als ein Ganzes von Vorkomnissen und Begebenheiten, die sich kontinuierlich im Lauf seiner Tage abspielen. Dies ist das Ganze seines Lebens, von seiner Geburt bis zu seinem Tode (vgl. SS. 233 u. 373). Selbst wenn die Existenzialanalytik die dieser Auslegung zugrunde liegende Auffassung des Daseins als eines Vorhandenen in der "Zeit" nicht teilt, kann sie doch nicht leugnen, dass das Sein des Daseins so etwas wie ein Ganzes "zwischen Geburt und Tod" bildet. Wie kann dieses Ganze und sein Ganzsein ontologisch bestimmt werden? Nicht anders als in Anmessung an das Sein des Daseins. Dieses Seiende ist dann nur ein Ganzes in einer Weise seiner Erschlossenheit. Das genannte Ganze ist durch seine Enden konstituiert, nämlich durch "Geburt" und "Tod." Sofern dieses Ganze kein Kontinuum von vorhandenen Begebenheiten in der Zeit ist, sondern ein Ganzes in der Erschlossenheit, können diese Enden auch nicht als das In-Die-Vorhandenheit-Treten bzw. das Aufhören eines Vorhandenen aufgefasst werden. Geburt und Tod müssen als konstituierende Enden dieses Ganzen im Da erschlossen sein und nur das. Insofern es nun zunächst um das eine Ende, den Tod, geht, wird ein ausgezeichnetes Erschliessen von diesem Ende zu bestimmen sein. Dieses Sein zum Tode ist das eigentliche Ganzsein des Daseins. Weil der Tod, existenzial genommen, nur als Sterben, d.h. als Sein zum Tode ist, spricht Heidegger auch vom Tod als Sterben oder Sein zum Ende (vgl. SS. 245, 249).

Détails de la publication

Publié dans:

Rosales Alberto (1970) Transzendenz und Differenz: ein Beitrag zum Problem der ontologischen Differenz beim frühen Heidegger. Den Haag, Nijhoff.

Pages: 173-179

DOI: 10.1007/978-94-010-9918-9_14

Citation complète:

Rosales Alberto, 1970, Das Vorlaufen in den Tod als Seinsverständnis. In A. Rosales Transzendenz und Differenz (173-179). Den Haag, Nijhoff.