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Avantgarde und Politische Geschichtssinnverwaltung
pp. 119-154
Résumé
"Cultus ist vor Allem Einheit des künstlerischen Stiles in allen Lebensäußerungen eines Volkes", dekretierte Nietzsche prätentiös 1873 in seiner ersten "unzeitgemäßen Betrachtung" mit ihrer Polemik gegen "David Strauß, den Bekenner und den Schriftsteller"1. Dieser oben bereits zitierte Satz ist für sich genommen nahezu unverständlich. Man vermöchte nicht zu sagen, was es denn heißen solle, daß ein ‚künstlerischer Stil "‚alle Lebensäußerungen eines Volkes "präge. Und daß erst "Einheit" dieses Stils ein Volk zu einem kultivierten Volk mache, klingt für heutige Ohren wie eine kulturpolitische Intellektuellen-Verfügung von Willkür und Arroganz. Nietzsche zögert auch nicht, "Barbarei" zu nennen, was sich zu seiner Verfügung konträr verhält, nämlich das ‚chaotische Durcheinander aller Stile". In dieser Barbarei, "in diesem chaotischen Durcheinander aller Stile", lebe "aber der Deutsche unserer Tage".
Détails de la publication
Publié dans:
Lübbe Hermann (1992) Im Zug der Zeit: Verkürzter Aufenthalt in der Gegenwart. Dordrecht, Springer.
Pages: 119-154
DOI: 10.1007/978-3-662-02809-4_5
Citation complète:
Lübbe Hermann, 1992, Avantgarde und Politische Geschichtssinnverwaltung. In H. Lübbe Im Zug der Zeit (119-154). Dordrecht, Springer.