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Zur Dokumentenanalyse in der biographischen Forschung
pp. 203-214
Résumé
Als Dokumente bezeichnen wir alle Hervorbringungen oder Zeugnisse menschlichen Handelns, Denkens und Erlebens, die in natürlichen Situationen entstanden sind und erst nachträglich zur Beantwortung einer Forschungsfrage herangezogen werden. Konstitutiv für ein Dokument ist seine — in bezug auf die Wissenschaft — nichtreaktive Herkunft ohne Beeinflussung durch eine mehr oder weniger aufdringliche Erhebungsmethode. Dokumente besitzen damit ökologische Validität (Albrecht 1957; Webb et al. 1981; Petermann u. Noack 1984). Diese Definition umfaßt eine Vielzahl von persönlichen, institutionellen und massenmedialen Materialien, die alle im Prinzip auch für biographische Fragestellungen genutzt werden können. Eine Materialsammlung für eine Biographie "bringt die Gesamtheit der Tatbestände eines Lebens zusammen, Selbstaussagen, Berichte, Leistungen, jede Art der Objektivierung des Lebens' (Jaspers 1946, S. 566). Eine zentrale Rolle spielen jedoch die persönlichen Dokumente, in denen ein Individuum sich selbst und sein Leben direkt thematisiert. Eine kenntnisreiche Geschichte der Verwendung persönlicher Dokumente in Ethnologie, Soziologie und Psychologie hat Sigrid Paul (1979) vorgelegt (sie zählt allerdings auch die von Wissenschaftlern erfragten Materialien zu den persönlichen Dokumenten).
Détails de la publication
Publié dans:
Jüttemann Gerd, Thomae Hans (1987) Biographie und Psychologie. Dordrecht, Springer.
Pages: 203-214
DOI: 10.1007/978-3-642-71614-0_15
Citation complète:
Ballstaedt S.-P., 1987, Zur Dokumentenanalyse in der biographischen Forschung. In G. Jüttemann & H. Thomae (Hrsg.) Biographie und Psychologie (203-214). Dordrecht, Springer.