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Die Dimension der Subjektivität in der Biographieforschung
pp. 97-107
Résumé
Obwohl sich die Psychologie als Wissenschaft seit jeher mit dem menschlichen Individuum befaßt, hat sie es nicht vermocht, das Einzigartige eines Menschen angemessen zu thematisieren. Wohl sind hin und wieder bedeutende Schritte über behavioristische Traditionen hinaus getan worden, um "das Individuum und seine Welt" (Thomae 1968) zum Gegenstand psychologischer Forschung zu machen, und die dabei mittels psychologischer Biographik erzielten Resultate halten jeder inhaltlichen und methodologischen Kritik stand. Was jedoch "menschliche Einzigartigkeit" angeht, so bleibt vorerst zu hoffen, daß über eine erweiterte Biographieforschung eine bessere Gegenstandsangemessenheit erzielt werden kann. Nicht umsonst wird ja oft betont, daß die Einzigartigkeit eines Menschen in dessen unverwechselbarer Biographie liegt. Doch scheint es so, als habe sich (auch) die Psychologie ständig in jenes Paradox verrannt, das da lautet: Jedes Individuum ist einmalig,folglich ist die Einmaligkeit ein allgemeiner Sachverhalt (z. B. Bühler u. Massarik 1969). Entweder wurde so das Individuelle zum bloß Exemlarischen, zum Besonderen eines Allgemeinen verkürzt und dies als "idiographische Forschung" ausgegeben, oder es wurde von vornherein ein absoluter Hiatus von wissenschaftlicher Erfaßbarkeit des Allgemein-Individuelle und einer nur der Dichtung zugänglichen Umschreibung des Biographisch-Einmaligen behauptet. Was dabei allemal auf der Strecke blieb, war nicht nur das Ernstnehmen des Einzelnen im Unterschied zum bloß exemplarisch Besonderen.
Détails de la publication
Publié dans:
Jüttemann Gerd, Thomae Hans (1987) Biographie und Psychologie. Dordrecht, Springer.
Pages: 97-107
DOI: 10.1007/978-3-642-71614-0_7
Citation complète:
Zurhorst G., 1987, Die Dimension der Subjektivität in der Biographieforschung. In G. Jüttemann & H. Thomae (Hrsg.) Biographie und Psychologie (97-107). Dordrecht, Springer.