Linguistique de l’écrit

Revue internationale en libre accès

Livre | Chapitre

197845

… und dann kommt die Moral

Karl Sigmund

pp. 238-259

Résumé

Ein ehemaliger Mitschüler Ludwig Wittgensteins hatte es zum deutschen Reichskanzler gebracht und gedachte seine Herrschaft auszudehnen: Ganz oben auf der Wunschliste Adolf Hitlers stand die Einverleibung seiner österreichischen Heimat ins Deutsche Reich. Nach der Machtergreifung im Januar 1933 in Berlin wurde es ernst mit dieser "Heimführung". Auch in Österreich hatte die Nationalsozialistische Partei im vorangegangenen Jahr stark an Stimmen gewonnen. Die regierenden Christlich- Sozialen stützten sich auf die kleinstmögliche parlamentarische Mehrheit: zusammen mit den Splitterparteien von Landblock und Heimatblock betrug ihr Vorsprung eine einzige Stimme im Nationalrat. Die beiden führenden Politiker der Rechten, Ignaz Seipel und Johann Schober, waren innerhalb eines Monats verstorben. Der neue österreichische Kanzler, Engelbert Dollfuß (1892-1934), erwies sich als kein wirklich überzeugter Demokrat. Er entdeckte einen Passus in der Verfassung, der es ihm erlaubte, mit Notverordnungen zu regieren und sich so die Parlamentsdebatten, die gelegentlich in Tumulten ausarteten, zu ersparen; die Grundlage dazu lieferte ein fast vergessenes Kriegswirtschaftliches Ermächtigungsgesetz.

Détails de la publication

Publié dans:

Sigmund Karl (2018) Sie nannten sich der Wiener Kreis: exaktes Denken am Rand des Untergangs. Dordrecht, Springer.

Pages: 238-259

DOI: 10.1007/978-3-658-18022-5_10

Citation complète:

Sigmund Karl, 2018, … und dann kommt die Moral. In K. Sigmund Sie nannten sich der Wiener Kreis (238-259). Dordrecht, Springer.